Wie Recherchen der „Bild am Sonntag“ belegen, hat der Militärische Abschirmdienst (MAD) im Jahr 2010 verdächtige Ortskräfte aus Afghanistan auf eine sogenannte „Bad-Guys-Liste“ (“Liste der bösen Kerle”) gesetzt. Demnach sind in den Dokumenten die Namen, Personalnummern und Lichtbilder von 97 früheren Ortskräften enthalten. „Aus Sicherheitsgründen“ sei diesen damals fristlos gekündigt worden, heißt es.

Nach Informationen der „Bild am Sonntag“ sollen einige dieser verdächtigen ehemaligen Ortskräfte ab 2021 nach Deutschland gekommen sein. Eine Reihe dieser Männer soll sich laut Behördenangaben aktuell in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Berlin aufhalten.

Die MAD-Ermittlungsberichte legen nahe, dass frühere Dolmetscher Verbindungen zu den Taliban-Milizen gepflegt haben sollen. Zudem wird vermutet, dass sie sensible Bundeswehr-Informationen an die Islamisten weitergeleitet haben könnten. Auch heimliche Kontakte zur russischen Botschaft in Afghanistan wurden einem der „Bad Guys“ vorgeworfen. So sollen die Männer als „Sicherheitsrisiko“ für die Mission der Bundeswehr eingestuft worden sein.

MAD-Sprecher verweigert die Auskunft

Ein Sprecher des MAD äußerte sich wie folgt zu: „Aus Gründen des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte dürfen wir keine Auskünfte zu den Personen sowie deren Hintergründe erteilen.“ Dennoch gab er an, die „Bad-Guys-Liste“ habe „nicht dem Zweck einer Bewertung nach dem Aufenthaltsgesetz“ gedient.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte am Donnerstag im Bundestag an, die Abschiebung von Schwerstkriminellen nach Afghanistan und Syrien wieder ermöglichen zu wollen. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) prüft das. Seit der erneuten Machtübernahme der Taliban in Kabul im August 2021 gilt in Deutschland ein Abschiebestopp für Afghanen.

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